The Longest Day Project (5)


Die Treppe

Über das Relative im Allgemeinen wird im Einstein-Jahr ja gerne nachgedacht, und über die Relativität von Zeit haben wir heute früh bereits anlässlich der Redewendung vom kürzesten Tag sinniert. Nun ist da noch etwas, was ich schon immer mal loswerden wollte, und der heutige Tag mit seiner relativen Wärme lädt zum Hirnen eh mehr ein als zum sportlichen Tun.
Es geht um die merkwürdige Erscheinung, dass die Treppe in unserem Haus unterschiedlich lang ist, je nach dem. Ich meine das nicht physikalisch, es hängt auch nicht mit Ausdehnungskoeffizienten und so zusammen. Es ist nur so, dass die gefühlte Länge die Stadien „normal“, „huch, heute ist sie aber kurz“ und „oh nööh, was ist die wieder lang“ haben kann. Bemerkenswert ist, dass es sich hierbei nicht um individuelle Einbildung handelt, denn wenn ich zusammen mit Birgit die Treppe zum Ausgleich des Höhenunterschieds draußen-Dachgeschoss wähle, kommen wir immer zum gleichen gefühlten Treppenlängenergebnis.
Außerdem wissen wir, dass wir nicht allein sind. Das unterschiedliche-Längen-Phänomen bei Treppen hat – wer summt nicht gleich mit? – schon Tevje der Milchmann im Musical Anatevka auf den Punkt gebracht:
„There would be one long staircase just going up,
And one even longer coming down,
And one more leading nowhere, just for show.“

Nun habe ich ein bisschen Angst. Denn es scheint auch Treppen zu geben, die ins Nichts führen statt nach 96 Stufen in die Wohnung. Vielleicht sollte ich doch wieder Aufzug fahren?