Eigentlich müsste man ja nachdenklich werden, wenn eine Stadt damit wirbt, dass ihr Weihnachtsmarkt der älteste der Stadt, des Landes, des Universums und überhaupt sei. Aber die Leute lesen das und finden es supertoll, so dass Jahr für Jahr vor allem am Wochenende Unmengen von Touris sich durch die Stadt und über den Striezelmarkt schleppen – 2005 laut Wikipedia 2,5 Millionen Menschen. Wer in Dresden wohnt, muss da nicht unbedingt hin, oder besser doch wenigstens einmal, um dabei gewesen zu sein. Heute war ich dran.
Der 573. Strizelmarkt hat eine neue Heimat, weil auf oder besser unter der alten gebuddelt wird: Eine Tiefgarage auf dem Altmarkt entsteht, der Striezelmarkt geht. Nun findet er auf dem Ferdinandsplatz statt, der nur Platz heißt, aber eigentlich eine Brache ist – aber wer bietet sich schon gern auf Ferdi’s Brache (natürlich mit Apostroph) an? Der Umzug bedeutet, dass die Standplätze aller Anbieter neu verwürfelt wurden. Man kann also nicht einfach schnurstracks zu seinem Lieblingsglühweinstand laufen, sondern muss ihn suchen (Glühwein vom Winzer an der Ecke bei den Tannen unweit der Pyramide, falls wir uns da mal verabreden wollen). Den hatte ich schnell gefunden, aber wo ist der Stand mit den Herrnhuter Sternen? Ich brauchte einen neuen und bin Gang für Gang abgelaufen, ohne ihn zu sehen (nein, das lag nicht am Glühwein).
Die 254 Stände des Striezelmarktes sind eine bunte Mischung aus den üblichen Verdächtigen futtern, glühweinen, handwerkeln, dem Kitsch fröhnen und Mützen kaufen. Die Anbieter heißen laut der Ausschilderung an den Buden Maronen, Kastanien, Bratwurst und Terrine („heiße Maronen!“, „heiße Kastanien“, „heiße Bratwurst!“, „heiße Terrine!“). Sie sind sehr beliebt und hart umkämpft. Die anderen Stände sind leer, aber die Verkäufer(innnen) haben ja ein Handy und schwatzen mit der Außenwelt.
Die größte Gemeinheit ist der Stand mit dem Knoblauchbrot, denn das riecht im Umkreis von einigen Metern dermaßen gut, dass man es gleich kaufen möchte. Ob es schmeckt, weiß ich nicht, denn ich suchte ja die Herrnhuter Sterne. Zweimal hätte ich sie beinahe gefunden, aber das waren nur Nippesnachbauten aus dem fernen Osten, wo doch jeder weiß, dass Herrnhut im ganz nahen Osten liegt – grob Richtung Görlitz, im Kreis Löbau-Zittau. Die habe ich natürlich verschmäht und bin einfach nochmal alle Reihen abgeklappert, wobei der kleine Stand zwischen der zweiten und der dritten Umrundung offensichtlich ganz schnell vorne in der Nähe des Eingangs aufgebaut worden ist, denn dann habe ich ihn gefunden und konnte das Bild machen sowie einen Stern käuflich erwerben…
Eine Antwort zu “Besuch auf dem Dresdner Striezelmarkt”
Paul war am Sonntag dort (für solche Ausflüge hat er ja einen in DD ansässigen großen Bruden bzw. ich noch ein ganz großes Kind). Er hat sich dumm und dämlich gesucht nach Kräppelchenbuden. Die er gefunden hat, war letztlich auch nicht das, was ihm vorschwebte und wie wir es kennen.
Herrnhuter Sterne (die echten – klar) haben wir Alten nahe dem goldenen Reiter an einem Stand gesehen, ist das die Neustadt? So dolle kenn ich mich denn doch noch immer nicht aus. Kaufen muss ich (noch) keinen wieder, es gab 40 Jahre kein Weihnachtsfest ohne.
Ich sollte vielleicht mal einen Kontrollgang auf den Leipziger Weihnachtsmarkt machen, der ja auch wegen der Tunnelbaustelle nur noch ein Schatten dessen ist, was ich aus meiner Kindheit noch in Erinnerunng habe. Da gabs die Herrnhuter immer mittig vorm Rathaus – direkt nemen dem Sandmännchenstand.
Für Kinder dürfte dieses Gedrängel inzwischen auch nur noch frustrierend sein. Ständig bekommen rücksichtslos die dicke Hintern, Regelnschirme, Handtaschen und Rucksäcke ins Geschicht gedrückt. Nachdem mein Nachwuchs nicht mehr im Schutz einer Kinderkarre liegen oder wenigstens laufen konnte, haben wir solche Events für Jahre gemieden…
Vielen Dank, dass Du dich für mich in dieses Getümmel stürzt – fototechnisch betrachtet.
🙂