Urlaubs-ABC: B wie Bitterfeld


Badespaß im BernsteinseeZum Baden nach Bitterfeld – das hätte man mir mal vor ein paar Jahren sagen sollen! Doch das Zentrum des chemischen Gestanks, die Wiege des Bitterfelder Weges, der absolut untouristischste Ort der DDR hat sich gewandelt. Zumindest teilweise, denn wenn man am Goitzscher Seengebiet liegt und in die jahreszeitlich, nicht chemisch bedingt warmen Fluten des Bernsteinsees läuft, kommt absolutes Urlaubsfeeling auf:
Die Blonde mit den langen Beinen und dem knappen Bikini, die sich gekonnt und beinahe lasziv im gelben Sand räkelt…
Die Kinder, die mit Eimer und Schippchen Wasser vom See in Handtuchnähe schleppen, um dann in Muttis Nähe ein wenig zu mantschen…
Der Waschbrettbauch mit dem ehrenamtlichen Bademeister drumrum, der als einziger ungestraft durchs Fernglas gucken darf – alle anderen werden dafür misstrauisch beäugt…
Die Angeber der Familie Neureich, die mit ihren viel zu kleinen Motorbooten viel zu laut direkt vor dem für Schwimmer abgezirkelten Bereich ihre Kreise ziehen und damit wenigstens dem ruhigen See ein wenig Seegang verschaffen…
Das Piratenschiff, das wahrscheinlich nur deswegen grün ist, weil der Sponsor das toll findet, das aber majestätisch seine Bahn über den See zieht und so den Fotografen immer mal wieder ein tolles Motiv beschert…
Es begab sich aber zu der Zeit unseres Aufenthaltes am Bitterfelder Badesee, dass nicht alles eitel Freud‘ war. Zum Beispiel feierten die Bitterfelder ihr Hafenfest. Solche Volksfeste – da haben die DDR-Bürger in Sachen Kapitalismus zu Schulzeiten ihre Lektion gelernt – bedeuten immer Abzocke vom Feinsten. Erst mal zahlt man Eintritt, um überhaupt teilhaben zu dürfen am umfangreichen Programm,  das ürigens oft so ist, dass es dafür (Schmerzens-)Geld heraus geben müsste. Zuvor allerdings zahlt man Parkplatzgebühr. Auch wenn es auf Plätzen ist, die gar nicht dafür gedacht sind. Dem Hotel „Villa am Bernsteinsee“ sind zwei Übernachtungen und ein mehrgängiges Menü für zwei Personen entgangen, weil so ein Hafensfestengagierter meinte, uns zwei Euro Parkplatzgebühr abknüpfen zu müssen. „Wir wollen aber doch nur zum Hotel!“ – „Das macht nichts, heute zahlen Sie hier trotzdem!“ Nicht, dass wir die zwei Euro nicht mehr gehabt hätten -“ aber so einfach öffentlichen Parkraum und die Zufahrt zu einem Hotel verprivatisieren, das war uns dann nichts…
Abzocke in Bitterfeld auch an einem anderen Strand, der künstlich aufgeschüttet und mit einem netten Schild zum Bezahlstrand gemacht wurde. Links der Straße erst mal Parkgebühren zahlen (und – welch Unsinn nicht nur in Bitterfeld – vorher wissen, wie lange man bleiben wird) und rechts der Straße dann Strandgebühren blechen. Bewacht ist der Strand übrigens an dieser Stelle nicht, an anderer, wo es nichts kostet, ehrenamtlich. Verkehrte Welt!
Zu den bemerkenswerten Erfahrungen in der Stadt gehört auch, dass ein anderes Hotel damit wirbt, am Ufer des Bernsteinsees zu liegen. Der Zusatz (400 m) befreit zwar vor dem Vorwurf des Betrugs, aber wenn man mitten im Wohngebiet liegt und den See von dort nicht einmal ahnt, ist das schon arg irreführend.
Die Folge all dessen? Keine ausführliche Bitterfelder-Weg-Beschreibung, sondern nur eine Stipvisite. Und dafür ein Besuch in Wörlitz…

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2 Antworten zu “Urlaubs-ABC: B wie Bitterfeld”

  1. ausgerechnet zu baden nach Bitterfeld? Es gibt so schon nicht viel, was ich in Bitterfeld machen würde, aber ein Bad nehmen taucht in keiner Liste auf. Darf man mal fragen wie es dir Mittlerweile geht? Haben sich rote Punkte gebildet? oder chronischer Husten?