Ein Fliegenklecks namens Venus


VenusWas für ein Buhei! Die Astronomen auf der Plattform des Lohrmann-Observatoriums im Dresdner Beyer Bau bekamen quasi einen Orgasmus vor dem nächsten, so entzückt waren sie angesichts des kleinen schwarzen Scheißerchens vor der Sonne, die sich ihnen unverfälscht als weißer Kreis respektive Ausschnitt desselben darstellte. Ein Jahrhundertereignis, hieß es, sei dieser Venusdurchgang, bei dem sich Venus zwischen Erde und Sonne drapiert und so zu einer minimalen Fliegenkrümelbildung auf dem nur durch Sonnenfinsternisbrillen zu besichtigenden Planeten beiträgt.
Gut, wir sind dabei gewesen – viele leibhaftig am Fernrohr, andere am Fernsehen oder vor dem Zeitungsbild (die Morgigen). Und wie es weitergeht, können wir uns offensichtlich auswürfeln . Der Stern lügt „In 250 Jahren ist es wieder soweit“ und relativiert nach der Überschrift: „Der nächste Venustransit am 5. Juni 2012 ist von Europa aus nicht zu beobachten, dies wird erst wieder am 8. Dezember 2125 möglich sein.“ Die Netzeitung behauptet: „Das nächste Mal wird das Phänomen hier erst wieder im Jahr 2117 zu beobachten sein. Der nächste Transit erfolgt allerdings bereits am 6. Juni 2012.“ Und der Spiegel empfiehlt: „Am 12. Juni 2012 wird sich das Schauspiel wiederholen. Eine dritte Möglichkeit aber bietet sich den heute lebenden Menschen mit Sicherheit nicht – der übernächste Venustransit ereignet sich am 11. Dezember 2117.“
Venustransit Venustransit
Venustransit Venustransit
Alle Bilder aufgenommen auf der Plattform des Lohrmann Observatoriums im Beyer Bau der TU Dresden. Danke den sehr freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Professur für Astronomie. Übrigens: Auf dem unteren linken Bild der kleine schwarze Punkt (da wo die Uhr sechs zeigt): Das ist die Venus, augenfreundlich gespiegelt. Aufgenommen am 8. Mai 2004 von UVS.
Auch ja, die Auflösung der nächsten Venustransits: Für Dresden wird sich das nächste Mal erst im Jahr 2247 die Gelegenheit bieten, das gesamte Ereignis in voller Länge zu verfolgen. Die in der Zwischenzeit stattfindenden drei Venusdurchgänge (6. Juni 2012, 11. Dezember 2117 und 8. Dezember 2125), sind in Dresden nur teilweise (in ihrer Anfangs- bzw. Endphase) beobachtbar.

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