30.09.02

Flutopfer.

Wenn man selbst betroffen ist, verdrängt man das Leid der Anderen: Nicht nur Dresden braucht Touristen, damit nach der FLutwelle nicht die noch größere Pleitewelle über die Leute schwappt - auch Prag hat es am 13./14. August hart getroffen. Nun bleiben die Touristen weg, obwohl es für sie nur wenig Einschränkungen gibt: Ein paar Gaststätten haben zu, einige Museen ebenfalls - aber das meiste, was an einem Tag oder Wochenende zur Tippeltappeltour des Normaltouristen gehört, lässt sich realisieren. Und: Hotels bieten derzeit extrem gute Konditionen...
Den Bericht über Prag kann man demnächst auf den STIPvisiten nachlesen. Dort gibt's auch die Möglichkeit, einen Newsletter zu bestellen (in dem der Report zeitnah angekündigt wird).

Posted by Ulrich at 23:06 | Comments (0) | TrackBack

Luxus.

Am vergangenen Wochenende erholten wir uns in Weimar bei Recherchen und genossen den Luxus des ersten Thüringer 5-Sterne-Plus-Hotels "Elephant". Was aber ist Luxus? Vor allem nicht das, was die Prüfer der Dehoga abfragen, sondern eher die nicht dingfesten Momente: Atmosphäre (Kunst an den Wänden zum Neidisch werden) zum Beispiel oder der Augenblick beim Frühstück, wo die Servicemaus beim Abräumen der Teller den Gast (den sie nicht kennt) mit Namen anspricht.
Wenn nun noch alle Raucher aus dem Frühstücksraum verbannt würden, bekäme das Haus als erstes in Deutschland den sechsten Stern :-)

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Müde bin ich...

Rund eine halbe Million Schüler schwänzen regelmäßig den Unterricht. Jährlich verlassen mehr als neun Prozent der Schüler eines Altersjahrgangs die Schule ohne Abschluss. An Haupt- und Sonderschulen fehlen durchschnittlich zehn bis 20 Prozent der Schüler mehrere Stunden in der Woche unentschuldigt. Um das heraus zu bekommen, haben sich die beiden Stiftungen von Bertelsmann und Hertie zusammengetan - und sie entwickelten "Strategien gegen die Schulmüdigkeit von Kindern und Jugendlichen". Heißer Tipp für die nächste Studie: Die Krankheitskurve bei großen Unternehmen wie VW unter besonderer Berücksichtigung der Freitage und Montage (Wochentag, nicht französisch für Zusammenbauen ,-)

Posted by Ulrich at 22:21 | Comments (0) | TrackBack

27.09.02

Kleine Fingerübung.

Kurt Tucholsky und seine Pseudonyme Ignaz Worbel, Peter Panter, Theobald Tiger und Kaspar Hauser haben vor achtzig Jahren geahnt, was auf uns zukommt. Passend zum unten stehenden Beitrag über die Außerirdischen heute Gedanken zum Thema "injeladen - nich uffgefordert":
Kleine Fingerübung
von Theobald Tiger

Wenn früher ein Kind, als Kadett verkleidet,
zu seinem Herrn Onkel zu Mittag fuhr,
dann wurde er von Kameraden beneidet
wegen der tahllosen Tour.
Er pfropfte sich voll. Unbeschadet der Ehre.
Denn fragte man ihn, so sagt er, er wäre
injeladen - nich uffgefordert.

In Thüringen fliegt sofort in den Kahn,
wer die Roßäpfel von der Reichswehr nicht grüßt.
So mancher Arbeiter hat, wie wir sahn,
die Treue zu Weimar mit Kittchen gebüßt.
Nur die Jungens in München mit dem Prälat
Ludendorf sind wegen Hochverrat
injeladen - nich uffgefordert.

Keiner kann Keinem hier böse mehr sein.
Zur Bestechung genügt ein Zigarrchen schon.
Mirjam, mein Leben, mein Kind, schlaf ein -
man nennt das bei uns nicht mehr Korruption.
Die Großindustrie hat Chefredakteure,
Sozis und Ministerialsekretöre
injeladen - nich uffgefordert.

Wenn ich sie mir so Alle beseh:
die unbeirrbar braven Genossen,
meinen Landesvater, die S.P.D.,
auf ihren lahmgeprügelten Zossen -
Ich will mir auch mal was Gutes gönnen:
Sie glauben gar nicht, was die mir können...
injeladen - nich uffgefordert!
(Weltbühne, Jg. 20, 1924, Nr. 12, S.362)

Posted by Ulrich at 12:18 | Comments (0) | TrackBack

Außerirdische unter uns.

"Wesen von einem anderen Stern, der über eine Standleitung mit der Stadt Redmond im schönen US-Bundesstaat Washington verbunden sein muss, fallen alle Jahre wieder gezielt vom Himmel und breiten sich von Redmond ganz schnell über – ausgerechnet! – Europa aus. Microsoft heißt diese seltsame Spezies, und sie verfügt über außerordentliche Ressourcen." schreibt die Süddeutsche Zeitung. Wer zwischen den Zeilen ließt, bekommt gleich mit, wie Firmen die Journalisten zu bestechen trachten: Willkommen in Sevilla!
Ergänzend dazu empfehlen wir die Lektüre des Freitags-Tuchos!

Posted by Ulrich at 11:18 | Comments (0) | TrackBack

26.09.02

Kommunikation im Blog.

Mit einem internen Weblog im hausinternen Intranet können wichtige Informationen aktuell bereitgestellt werden, schlägt der EDV-Berater Martin Röll aus Dresden vor. Gute Idee - aber ob auch die Chefs das Intranet zu nutzen wissen? Und wie sieht die Wirklichkeit aus: Ich war gestern bei zwei sehr großen technisch orientierten Unternehmen: Das eine hat gar kein Intranet, beim anderen wusste der Chef nicht, wie man Anhänge aus der Email auf die Festplatte bekommt...

Posted by Ulrich at 07:56 | Comments (0) | TrackBack

25.09.02

Redigiervorlage.

Immer wieder ein Born der Freude ist das monatliche Vorwort von Chefredakteur Peter Ploog. Zum 30jährigen Jubiläum der von ihm geleiteten Zeitschrift "essen & trinken" liefert er wieder einen Text, der in der Henri-Nannen-Schule wunderbar als Redigiervorlage dienen könnte. Leser, redigieren Sie:
"Sie müssen nicht erschrecken: Ich möchte Sie jetzt nicht mit Perlen der Weisheit zum Thema Alter und Jugend enervieren. Ich werde Ihnen also die Erkenntnis Sainte-Beuves ersparen, daß die Zeitspanne zwischen zu jung und zu alt leider zu kurz sei. Auch La Rochefoucaulds Weisheit, daß man mit dem Alter dümmer und weiser wird, enthalte ich Ihnen vor. ... Ich bin mir sicher, daß Ihnen dieses Heft so gut schmecken wird wie all die vergangenen und all die kommenden. Guten Appetit!"
Lieber Peter Ploog: Jahrzehnte währendes Lesen unverdaulichen Textes haben ein Ende - die E & T-Kündigung ist per Snail-Mail unterwegs!

Posted by Ulrich at 21:25 | Comments (0) | TrackBack

Final daneben.

Zum Wahlfinale im Fernsehen bietet die Süddeutsche Zeitung allein auf der Medienseite fünf Beiträge, die alle nett sind. Hier in der Reihenfolge meiner Lesbarkeitsempfehlung: Ein bisschen daneben - Die ARD blamiert sich mit schlechten Hochrechnungen und einer „Lindenstraße“- Folge zur falschen Zeit. sowie Der Junge und die Dinos - RTL lag mit Moderator Peter Kloeppel gut und konnte sogar Friedrich Nowottny verkraften - mit der auch schon von mir beobachteten Anmerkung, wie man denn denn ein Champagner-Glas öffnet. Dieses schöne Bild veranlasst den Autor des Streiflicht vom 25.9. (leider nicht digital vorhanden) übrigens auch zu weiterem Nachdenken - er landet bei Karl May und Thomas Mann...

Posted by Ulrich at 07:33 | Comments (0) | TrackBack

Politik aus der Wanne.

Loriot war gut - und dem nach ihm gestaltete "Zipfeltreffen" zwischen Schröder und Bush in der Süddeutschen Zeitung fehlt lediglich die Quietsche-Ente... Leider nicht online verfügbar, aber in der Print-Ausgabe Seite 14!

Posted by Ulrich at 07:33 | Comments (0) | TrackBack

24.09.02

Generation Text.

Die honorige New York Times lässt sich zu einem Thema aus, das Ältern [d.i. die Älteren + die Eltern] schon seit Jahrtausenden beunruhigt: Die Verrohung der Sitten bei der Jugend, besonders sprachlich. Rein journalistisch ein Topp-Thema, da ja jeder involviert ist, weil er oder sie jung ist bzw. es einmal war. Es geht in dem Beitrag um die Kürzel, die dank Internet und SMS Jugendsprache für uns Oldies nahezu nicht nachvollziehbar machen: “What do U think can B done @ this pt 2 save the Engli$h lang. - or is it 2 l8t?” kann man ja noch verstehen, wenn man es laut liest, aber hdgdl bedarf schon eines gewissen Insiderwissens, um es korrekt zu deuten, so dass sich schon 21jährige wie Bolle freuen, dass sie es verstehen.
Die NYT zitiert Lehrerinnen und Lehrer, die die Kürzelitis fast alle ganz schlimm finden. Gelassen hingegen sieht es ein Redakteur des Oxford English Dictionary: "There is no official English language," said Jesse Sheidlower, the North American editor of the Oxford English Dictionary. "Language is spread not because not anyone dictates any one thing to happen. The decisions are made by the language and the people who use the language."
Wäre Shakespeare, der ja viel flotter schrieb als Schüler das heute empfinden, nicht schon so lange tot, sondern ein Kumpel von "mich", hätte er seinen Hamlet also kurz und knapp im Schnellfeuer-Stil sinnieren lassen können: 2B or not 2B...

Posted by Ulrich at 00:09 | Comments (0) | TrackBack

Siegen lernen.

Schon Einstein stellte fest: Alles ist relativ. Also jubelte Edmund Stoiber am Wahlabend nach den ersten ARD-Hochrechnungen: "Eines steht jetzt schon fest: Die CDU, die CSU, die Union: Wir haben die Wahl gewonnen!” Und das betraf, zumindest am 22. 9. 2002 so gegen 19 Uhr, auch die Tatsache, dass “wir die größte Fraktion sind!” Als sie das tagsdrauf nicht mehr waren, blieb Ede dennoch der Sieger - diesmal, weil die Union “seit fast 20 Jahren erstmals wieder zugelegt” habe.

Posted by Ulrich at 00:07 | Comments (0) | TrackBack

23.09.02

Unvereinbar.

Es gibt Dinge, die passen aus gutem Grund nicht zusammen. Dazu gehört im Zeitungs- und Zeitschriftenbereich die Trennung von Redaktionellem und Anzeigen. Bislang unverdächtig bei der Vermischung war Geo. Nun mischt im Oktoberheft Chefredakteur Gaede im Editorial (der journalistischen Einleitung) in eigener Sache alles durcheinander und wirbt wie ein Kessel Buntes für Eigenprodukte des Hauses - Hefte, Bücher (auf zwei wird dann, welch Zufall, durch eigene Reportagen im Heft besonders hingewiesen). Bei einem weiteren, natürlich nicht gekennzeichneten Advertorial wird’s dann noch deutlicher: “Nähere Informationen dazu in der Anzeige auf Seite 189 in diesem Heft. Die Red.”

Posted by Ulrich at 20:38 | Comments (0) | TrackBack

Geschmacklos? Unbedacht?

Auch gute Zeitungen haben manchmal einen schlechten Tag. Die Süddeutsche Zeitung platziert auf der Seite 2 heute zwei Meldungen untereinander, deren Titel in einer seriösen Zeitung so nicht untereinander gehören: “Bischöfe beraten über sexuellen Missbrauch” (ist für sich allein schon nicht gut, weil es eher um Maßnahmen gegen derlei Schweinkram geht) steht in direkter Nachbarschaft zu “Thierse: Die Kinder mitreden lassen”. Die Thematik scheint mir zu ernst für subtile Titelspielerei.

Posted by Ulrich at 20:38 | Comments (0) | TrackBack

22.09.02

Das Glas bleibt zu.

Den Spruch des Tages lieferte Eddy S. frei Haus. Im Überschwang erster Hochrechnungen in der ARD sah er sich als Sieger über alles, hatte aber wohl auch ZDF gespinxt und dort erfahren, dass alles auch anders kommen könne. Also verkündete er der jubelnden Anhängerschar: Das Glas Champagner, das bleibt vorerst geschlossen. Ein echter Genießer, unser Ede...

Posted by Ulrich at 23:00 | Comments (0) | TrackBack

Amerikanische Verhältnisse.

Was haben wir gefeixt, als bei der Wahl in den USA die Stimmauszählung nicht klappte. Heute scheint zwar alles zu funktionieren, aber auch wir sind im Computerzeitalter mit Hochrechnungen da, wo wir freüher mit Handauszählungen waren: Es wird eine lange Nacht, bis das Ergebnis feststeht. Bei der von uns besuchten Wahlparty gab es zwei Fernseher: Im einen Raum lag lange immer RotGrün vorne, im anderen SchwarzGelb. Die Anwesenden wählten eindeutiger: Über 50 Prozent SPD, unter 20 CDU, FDP 12 und PDS vier Prozent...

Posted by Ulrich at 22:57 | Comments (0) | TrackBack

Ein Herz für kleine Dicke.

Die Zeiten des barocken Idealbilds sind leider irgendwie vorbei, jedenfalls lassen die einschlägigen Zeitschriften nur ranke Schlanke vor die Linse. Und was haben die ranken Schlanken davon? Sie sterben schneller: Schnelles Wachstum in der Jugend verkürzt das Leben fanden Wissenschaftler heraus, natürlich an Mäusen, aber das stört uns doch nicht - oder?

Posted by Ulrich at 12:37 | Comments (0) | TrackBack

21.09.02

Nichts dazu gelernt.

„Die Weißeritz ist ein Gebirgsfluss. Und in der Natur von Gebirgsflüssen liegt es, geradeaus zu fließen“, sagt Jens Seifert, stellvertretender Leiter des Dresdner Umweltamtes. Diesen kürzesten Weg hatte sich die Weißeritz auch während des Hochwassers gesucht: Es war das alte Flussbett. Leider verliert in dem Beitrag keiner ein Wort über das wunderbare Bild: Es stammt aus dem Jahr 1897 und zeigt, dass die Diskussion so neu nicht ist (und die Weißeritz ihren Beinamen "die wilde" zu Recht trägt).

Posted by Ulrich at 22:27 | Comments (0) | TrackBack

A Tale of Two Papers.

Gut, dass Dresden zwei Zeitungen hat - da weiß man nämlich, dass man nichts weiß: Während die Dresdner Neuesten Nachrichten noch groß "VW verschiebt Produktion des "Touareg" in Dresden auf 2004" titeln, beruhigt die Sächsische Zeitung uns mit der Zeile "Keine Bange, Luxus-Geländewagen kommt bald!" und verspricht, dass es noch Ende 2003 was wird. Na, wat denn nun?

Posted by Ulrich at 22:24 | Comments (0) | TrackBack

Mobiles Leben?

Warum die Verschwörungstheorien zum Untergang der Estonia ausgerechnet in der Rubrik “Mobiles Leben” der Süddeutschen Zeitung erscheinen, bleibt Redaktionsgeheimnis. Lesenswert ist es dennoch, was Jutta Rabe über die 852 Opfer der am 27. 9. 1994 gesunkenen Estonia herausfand.

Posted by Ulrich at 17:31 | Comments (0) | TrackBack

Happy Birthday, :-)

Oh, Entschuldigung, ich habe deinen Geburtstag verpennt - war ja schon am 19. September :-(
Vor 20 Jahren also tauchte, habe ich gerade gelesen, in einer E-Mail von Scott Fahlman von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh zum ersten Mal das Emoticon (englisches Akronym aus: emotion und icon) auf. Natürlich war die Mail gelöscht, aber "jetzt haben Michael Jones von der Microsoft Corporation und Kollegen nach sechs Monaten "Internet-Archäologie" die Original-Mail auf einem Sicherungsdatenträger wiederentdeckt." Von wegen gelöscht: Alles da!
:o)

Posted by Ulrich at 16:59 | Comments (0) | TrackBack