10.12.03

Weihnachtsmarkttest: Stallhof Dresden.

Über das Stallhöfische Advents-Spektakel in Dresden hatten wir ja bei seiner Eröffnung schon einmal berichtet. Der Markt ist unser bisheriger Lieblingsweihnachtsmarkt, weil er genau die Atmosphäre ausstrahlt, die das Besondere des Advent ist: Viel Kerzenlicht, Fackeln, Funzeln und wenig Modernismus. Den Eintritt am Wochenende (3 Euro) kann ich verzeihen - wir gehen montags bis freitags und kommen auch so auf unsere Kosten: Am Wochenende wär's wegen der vielen Touristen sowieso zu voll. Zum Kulturprogramm, das den Gegenwert der drei Euro bildet, an dieser Stelle deswegen kein Wort.
Dafür aber zum freien Angebot: Es ist "mittelalterlich", was gemeinhin bedeutet: Schwülstiges Reden, baumwollene Gewänder und allerlei Handwerk, das auf "-erei" endet: Druckerei, Bognerei, Wahrsagerei, Holzkrämerei, Töpferei, Urformholzerei, Filzerei, Gewandschneiderei, Hemdenhökerei, Korbflechterei und so weiter. Unser Genusstest, wie üblich: Glühwein und Bratwurst. Der Glühwein liegt mit 2,50 Euro am oberen Preisende, die Bratwurst spielt keine so große Rolle: Riesendinger für 2,50 gibt es auch (sogar recht würzig und statt mit schlappem Toast im Fladenbrot gereicht), doch die eigentliche Stärke dieses Marktes sind die Dinge, die es sonst nicht so häufig gibt: Rahmfleck zum Beispiel ist ein mit Schinken, Käse und Rahm gefülltes herzhaftes Brot. Was Knoblauchbrot ist, muss nicht erklärt werden (oder doch, lieber Verkäufer: Da gehört Knoblauch dran - mehr Knoblauch!)
Nett ist das Kindervergnügen, noch netter die Stationen Badezuber und Urinal/Latrine: Hier denkt man nachhaltig an das ganze komplette Leben und nicht nur ans Essen und Trinken! Am allerschönsten aber ist das Licht, in das der Stallhof getaucht ist...
Weihnachtsmarkt im Stallhof Dresden Weihnachtsmarkt im Stallhof Dresden
Aufgenommen am 8. und 9. Dezember 2003 von UVS.
[Update 10.12.] Wir waren schon wieder da, weil man an einem Abend ja gar nicht so viel probieren kann. Weil es sich gelohnt hat, die wichtigsten Notizen: Gegenüber der im Beitrag erwähnten Latrine ("Hat Ihnen das Geschäft Erleichterung gebracht?") gibt es sensationellen heißen Kakao mit Amaretto (oder Rum). Wobei das tollste eigentlich der Verkäufer war. Sehr sehr nett...
Ähnlich lieb die Mandelverkäuferin - und nach unseren tristen Meissner Erlebnissen eine Offenbarung: So können also gebrannte Mandeln schmecken. Frisch, nicht zahnzerstörend hart die Kruste.
Auch neu entdeckt: Der Schwenkbratenstand. Auf den hatte Dirk im Kommentar ja schon hingewiesen - mit Recht!

Bisher getestet:
Grimma
Meißen
Dresden Prager Straße
Dresden Striezelmarkt

Posted by Ulrich at 10.12.03 00:00 | TrackBack
Comments

Aus mir quillt der pure Neid hervor. Bin überhaupt noch nicht dazu gekommen, in den Stallhof einzukehren. Aber die Erinnerungen an kurzweilige Theateraufführungen und Wildschwein vom Spieß mit frischen Sauerkraut sind nur allzu lebendig. Aber innerhalb der nächsten 7 Tage ist er fällig. Bis dahin: Danke für die Bestandsaufnahme. Und ... wie steht's denn um die Münzgasse? Gibt's von da auch noch ein "Review"?

Posted by: Dirk at 10.12.03 08:10

Dirk, in die Münzgasse gehen doch nur die Touris, die sichauf dem Weg zur Drosselgasse verlaufen haben. Also, ich glaub' eher nicht. Auf dem Plan stehen noch Hauptstraße, Blasewitz, Altkötzschenbroda - und am Wochenende erst einmal Münster!

Posted by: Ulrich at 10.12.03 23:50

Es gibt übrigens (mindestens) zwei Glühweinstände. Der, wenn man vom Eingang an der Frauenkirche kommt weiter hinten-links liegende, kleine ist der bessere. Nach dem Eintritt nicht gleich am ersten großen Stand stoppen, sondern sich links halten, an der Latrine vorbei, dann rechts gucken: Da ist der Stand! Und der Mocca im Moccazelt vor dem Eingang am Schloßplatz ist köstlich. Nicht zuckern! Der ist auch so süß genug.

Posted by: Martin Röll at 11.12.03 17:59

also ich war letztes jahr in dresden, meiner alten heimatstadt, und unter anderen mit freunden auf dem striezelmarkt und dem im stallhof. der ist sooooo schööööööööön zum niederknien, man fühlt sich versetzt ins mittelalter. bin heut abend zu einer weihnachtsfeier und werde mit anderen den abend gestalten und viel über dresden und striezelmarkt erzählen und lesen. ich liebe weihnachten + dresden + erzgebirge und alles einfach was mit winter und weihnachten zu tun hat.

Lilly

Posted by: Lilly at 10.12.04 16:28

In dem Fall empfehle ich _dringend_ einen Paralleltest im Württembergischen Esslingen, wo traditionell jedes Jahr ein mittelalterlicher Weihnachtsmarkt in toller Altstadtkulisse stattfindet.

Besonders zu erwähnen ist z.B. die Hanfbeckerey, die allerlei köstliches aus Hanf serviert.

Posted by: Erhard Schwenk at 18.12.04 23:46
Ja bitte?!









Remember personal info?