10.01.03

Selten so einen schlechten

Film gesehen: "Die große Flut", eine Hochwasser-Dokumentation des NDR von Ralf Kaiser, Hauke Wendler, Alexander von Klitzing, gesehen im dritten Programm.
Schöne Bilder aus dem späten Herbst, frühen Winter von der Elbequelle, ein Mann aus dem Off täuscht mit Grabesstimme Seriösität vor. Aber die Bilder passen nicht zu den Texten, so viel Falsches habe ich selten gehört und gesehen. Bei einer aktuellen Reportage kann man das verzeihen, aber bei einer Dokumentation mit diesem Abstand?
Alles wird an der Elbe festgemacht (weil auch Hamburg mit dem NDR dran liegt?) Da werden die Ereignisse assoziativ dem Elbhochwasser zugeschlagen, die damit nichts, aber auch gar nichts zu tun hatten: Müglitz (Weesenstein), Weißeritz (Freital war zu erkennen und eine der Talsperren) und Mulde (mit Grimma) – hier waren die zerstörten Häuser zu sehen, die reißenden Wassermassen. "9 Meter 40 – Jahrtausendhochwasser der Elbe" der Kommentar dazu. Was für ein Quatsch: Die reißenden Fluten der genannten (und anderer kleiner) Nebenflüsse der Elbe kamen am 12. und 13. August über die ahnungslosen Anwohner, die Elbe stieg absehbar und nicht so reißend: 9,40 Meter hatte sie am 17. August in den Morgenstunden erreicht.
Und dann die Bilder: Für Grimma gab es offensichtlich nicht genug Material: Eine Szene wurde innerhalb drei Minuten dreimal, eine andere in der gleichen Zeit zweimal wiederholt. Ein davon schwimmende Haus kam gleich mehrfach zur Bebilderung allgemeinen Textes vor – so weit ich mich erinnern kann, war das irgendwo elbabwärts (erläutert wurde die Szene nicht) und passte nicht in den Kontext. Hauptsache aufregende Bilder, zum Text muss es ja nicht passen.
Und sogar der Meteorologe, der da mit roter Mütze im Winterwetter an verschiedenen Standorten interviewt wurde, informierte falsch: Nein, das ursprüngliche Bett der Weißeritz führte nicht durch den Hauptbahnhof. Und wann der Fluss umgeleitet wurde, sagt er auch nicht – wer es nicht weiß, musste denken: So um 1990 im Rahmen der Wende (es war aber schon Ende des 19. Jahrhunderts).
Und im Winter schon wieder Hochwasser, die Auen überschwemmt. Ja, meine Lieben: Dafür hat die Elbe (im Gegensatz zum Rhein) ja die Auen: Die sind, auch in einer großen Stadt wie Dresden, als Überschwemmungsgebiet für Hochwasser gedacht. Sogar das Dresdner Terrassenufer ist Teil des Systems: Dass es überflutet ist, gehört deswegen auch zum Jahresablauf. Das ist keine Katastrophe, auch wenn es nun so geschildert wird (in den zwölf Jahren, die ich in Dresden lebe, war das noch nie eine Nachricht wert. Erst jetzt).
Und dann diese Sensationshascherei der besonderen emotionalen Art: "Monate danach sieht er das erste Mal die Bilder der Katastrophe" sagte die Grabesstimme aus dem Off – zu einem in die Landschaft gestellten Monitor. Ob's stimmt?

Posted by Ulrich at 10.01.03 21:40 | TrackBack
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Ja bitte?!









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