Von Chipude zum Garajonay (3): 1.487 Meter über Meeresspiegel


Der Garajonay (Alto de Garajonay) ist der höchste Berg der Insel. Aber nicht wirklich spektakulär, vor allem bei diesiger Sicht, die – hallo Regenwald! – eher die Regel ist. Das Steinhäufchen auf dem Plateau hat mit dort gefundenen Relikten einer Kultstätte zu tun.
Nett ist die Geschichte, wie der Berg zu seinem Namen kam. Sie spielt im 15. Jahrhundert, und damals gab es noch Prinzen und Prinzessinen. Die waren immer schön und verliebten sich manchmal nicht standesgemäß.
Die schöne Prinzessin Gara war so eine: Sie verliebte sich in den armen Bauernsohn Jonay, der auf der Nachbarinsel Teneriffa lebte und auch verliebt war – nämlich in die Prinzessin. Täglich fuhr er rüber nach Gomera – mit einem Floß sicher kein Zuckerschlecken.
Prinzessin und Bauer – das konnte ja nicht gut gehen! Ein Priester prophezeite den beiden Unheil, und was der König so sagte, davon wollen wir gar nicht reden. Dennoch wollten die beiden heiraten!
Am Tag der Hochzeit jedoch spielte die Natur verrückt: Ein starkes Erdbeben erschütterte Teneriffa. Der Teide spie Lava. Das Meer um La Gomera färbte sich blutrot – und die Insel begann zu glühen.
Ein Schuldiger war schnell gefunden: Jonay! Die adelige Verwandtschaft der Prinzessin fand, dass es genug sei mit Naturkatastrophen und brachte Jonay (natürlich gegen seinen und der Prinzessin Willen!) zurück nach Teneriffa.
Des Dramas letzter Akt: Jonay kommt wieder nach Gomera, schnappt sich Gara und flieht mit ihr ins damals touristisch noch nicht erschlossene Hochland. Warum die beiden dort nicht in Liebe glücklich weiterlebten, sondern mit dem Schicksal haderten, ist nicht überliefert. Offensichtlich haben sie zuviel diskutiert und die fatale Bilanz gezogen, dass es alles und vor allem ihrer beider Leben keinen Sinn mehr mache: Eine an beiden Enden gespitzte Lanze aus Lorbeerholz, gleichzeitig von beiden angegangen, endete in ihren hübschen Körpern. In inniger Umarmung ging das Liebespaar in den Tod – und der Berg heißt seitdem Garajonay.


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