P – wie Polen


Landschaft

Über den Begriff Heimat ist schon viel nachgedacht und geschrieben worden, wobei Heimat immer dann unerträglich wird, wenn es tümelt. Schwer tun wir uns auch oft bei Leuten, wenn sie von ihrer Heimat reden, die seit dem Krieg nicht mehr zu Deutschland gehört. Das hat oft einen sehr unangenehmen Beigeschmack, vor allem wenn einseitig und besitzergreifend geredet wird.
Weil Birgits Vater bis 1945 dort lebte, fuhren wir mit ihm nach Polen, nach Trzciel/Tirschtiegel und Miedzyrzecz/Meseritz. Drei Generationen in einem Auto, drei von vier Reisenden erstmals in der Gegend. Auf dem Weg gibt es Informationen ohne Ende – obwohl doch der Informant bei Kriegsende erst zwölf war, wird er befragt wie eine nie versiegende Quelle. Und er antwortet wie ein nie versiegender Infoquell…
Die Grenze bei Frankfurt/Oder: Polen ist EG, es geht schnell. Deutsche und polnische Grenzer stehen zusammen, schauen nur kurz in die Persos und winken durch. Was sie noch lernen müssen ist Freundlichkeit: Weder bei der Ein- noch bei der Ausreise wurde der freundliche Gruß aus dem Wagen erwidert, ein „danke“ oder „bitte“ beim Personalausweiswechsel kannste sowieso vergessen… Das war bei der Einreise so, das war bei der Ausreise so.
Hinter der Grenze sieht es erst mal aus wie davor: Weite nur leicht hügelige Landschaft mit Getreide. Der erste augenfällige Unterschied: Die Polen gehen an diesem Sonntagvormittag (wie wohl auch an allen anderen) massenhaft in die Kirche. Sie gehen, sie fahren nicht – weswegen die Fußwege voll von sonntäglich gekleideten Familien sind.
Ansonsten sieht es in Polen gar nicht so polnisch aus, um ein beliebtes Vorurteil einmal zu strapazieren. Und unser Auto wurde auch nicht geklaut.