21.01.03

Ist Unwort das Unwort?

[updated version] Da gibt es eine Unwort-Jury, bestehend aus vier ständigen und zwei vorübergehenden Mitgliedern. Die vier sind Prof. Dr. Margot Heinemann (Görlitz-Zittau), Prof. Dr. Rudolf Hoberg (Darmstadt), Dr. Nina Janich (Regensburg) und der Sprecher der Jury Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser (Frankfurt a.M.). Die zwei sind so genannte "Vertreter der Sprachpraxis", dieses Mal der Fernsehredakteur Dr. Wolfgang Herles (ZDF, Berlin) und der Generalsekretär des Goethe-Instituts Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard (München).
Also lauter gelehrte Leute.
Diese Herrschaften küren das Unwort des Jahres, nicht wissend (oder gar wissend missachtend), dass es nur Worte gibt (so wie es nur Kosten gibt - die Un-Variante ist, mit Verlaub, ein Unwort). Dieses Jahr entschieden sie sich für die "Ich-AG", weil sie das nicht als netten treffend umschriebenen Begriff mit einem Zwinkern im Auge verstanden haben, sondern professoral bierernst behaupten, eine einzelne Person könne keine AG sein.
Leider wird diese Jury von den Medien sehr ernst genommen - morgen steht's in allen Zeitungen, heute schon im Spiegel. Leider dort auch mit sprachlichen Schludrigkeiten: Die Jury, lesen wir, bestünde "aus sechs Mitgliedern, darunter …" – und dann werden alle sechs genannt. Naja.
Mein Lieblingssender hatte übrigens eine Hörerumfrage gestartet. Dort siegte "Die Achse des Bösen", die auch der "unabhängigen Unwort-Jury" am meisten genannt wurde. Doch das fanden die Mitglieder nicht so gut. Vielleicht, weil die damit der Regierung keins von hinten durch die Brust ins Auge hätten auswischen können (ach ja: Jurysprecher Schlosser ist aktiver Rechtschreibreformgegner, also offensichtlich gerne dagegen...)
PS: Es gibt natürlich auch das Wort des Jahres. Dazu habe ich mich bereits am 30. Dezember 2002 ausgelassen...

Posted by Ulrich at 21.01.03 20:20 | TrackBack
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Ja bitte?!









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