24.04.03

Objektivität ist Schweinerei.

in der SZ-Serie über große Journalisten schreibt (schon am Dienstag, da bin ich heute nachtragend) Michael Frank über Jospeh Roth: "Kisch, der leidenschaftliche Rechercheur, vertritt das Ideal der höchstmöglichen Objektivität. Roth, der sich nie vor dem Wörtchen „ich“ scheut, vertritt das Gegenteil: Er hält Objektivität für Chimäre, predigt und lebt in seinem journalistischen Werk die Subjektivität. Er geht so weit, schon den Anschein, um reine Objektivität bemüht zu sein, als Fälschungsversuch an der Wirklichkeit zu brandmarken: „Objektivität ist Schweinerei,“ exekutiert er das Bemühen der Kollegenschaft. Texte, die den Wahrheitsanspruch stellen, kommen ihm geradezu verbrecherisch vor. Ihm scheinen nur solche Sichtweisen für den Leser zumutbar, die erkennbar das „ich“ des Berichterstatters oder Deuters durchlaufen haben, die eindeutig von dessen Welt- und Wertvorstellungen berührt und damit gleichsam veredelt oder geadelt wurden, sich damit aber auch als Kunstprodukt jenseits der reinen Wirklichkeit offenbaren. Der Unterschied allerdings zum Schwall des Subjektivitätsgeschwafels heutiger postmoderner Ich- Poeten ist tief: So rastlos, wie er schrieb, fraß Roth Informationen in sich hinein, wusste über entlegendste Ereignisse oder abseitigste Theorien seiner Zeit Bescheid – verwechselte also Subjektivität nicht mit Ahnungslosigkeit."

Posted by Ulrich at 24.04.03 07:20 | TrackBack
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Ja bitte?!









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